Das zentrale Ziel in der Logistik ist nach wie vor die Verfügbarkeit, das richtige Produkt zum richtigen Zeitpunkt zum Endkunden zu befördern und zwar möglichst schnell. Mobile Datenerfassung, Apps, CloudComputing, RFID, GPS-Lokalisierung, automatische Warenbuchung und -steuerung sind Technologien, die bereits heute die Transparenz der Warenströmeunterstützen. Der Einsatz von Robotik, KI, Predictive Analystics, Blockchain und Smart Contracting, autonom fahrende Fahrzeuge oder gar der Einsatz von Drohnen stecken noch in den Kinderschuhen oder liegen in ferner Zukunft. Nur wenige Logistikunternehmen befassen sich bisher mit Plattform-Modellen. Hinzukommen branchenfremde Akteure, die die Logistik zunehmend in die eigenen Händenehmen. Amazon zum Beispiel baut in Großstädten bereits eine eigene Paketdienst-Logistik auf und wildert in den Geschäftsfeldern der Post- undPaketdienste. Das wiederum führt zu einer weiteren Verknappung und Abwanderung gut ausgebildeten Personals in den klassischen Logistikunternehmen.
Selektiv investieren
Logistik Experte Stefan Pletsch weist daraufhin, dass beim Thema Digitalisierung einerseits Handlungsbedarf besteht, andererseits vielen Unternehmensvertretern, insbesondere im Mittelstand, ausreichend Informationen darüber fehlen, wo ein Digitalisierungswerkzeug einsetzbar oder überhaupt schon reif für den Einsatz ist. „Auch welchen Wertbeitrag sie davon erwarten können, ist vielen Unternehmensvertretern unklar“, so Pletsch weiter. Er sieht die größte Herausforderung für die interne und externe Digitalisierung bei Logistikdienstleistern darin, die zu implementierenden Technologien und Werkzeuge mit wirtschaftlichen Kennzahlen zu versehen und entsprechend zu priorisieren. „Gleichzeitig gilt es, den daraus resultierenden Kulturwandel im operationalen Geschäft zu begleiten, um damit nachhaltigen Erfolg am Markt zu gewährleisten“, sagt Pletsch. Eine weitere Herausforderung für Logistikdienstleister bestehe darin, Investitionen selektiv vorzunehmen, um erfolgreich zu bleiben: „Da die Margen in der Logistikbranche relativ niedrig sind, ist eine Investition ohne kurz- und mittelfristigenErfolg nicht einfach zu verkraften“, so Pletsch weiter.
Digitales nutzen oder digital werden?
Auch wenn es die vollautomatische Steuerung der Logistikprozesse noch nirgends gebe, würden doch viele Unternehmen der Logistikwirtschaft die Digitalisierung als Chance und Herausforderung zugleich erkennen. „Sie erhoffen sich durch erste Maßnahmeneinen Impuls zu höherer Produktivität sowie positiven Kosteneffekten. Anfangsinvestitionen in die Digitalisierung sollen sich zeitnah und stetig amortisieren. Das hängt allerdings sehr davon ab, was der Zweck der Digitalisierung ist. Ist es der Einsatz digitaler Werkzeuge im Unternehmen oder aber die digitale Transformation des Unternehmens selbst, also die zeitgerechte Wandlung und Neuausrichtung?“, sagt Pletsch und betont: „Um die Chancen der Digitalisierung zu realisieren, müssen Unternehmen offen sein, ihr Mindset ändern, um ganzheitlich und nicht nur in Teilbereichen in digitalen Lösungen zudenken.“ Merlin A. Müller, Geschäftsführer der SITRA Spedition GmbH, stimmt zu:„Die Digitalisierung ist keine singuläre Baustelle, sondern ein andauernderProzess der Erneuerung. Man kann nicht etwas ändern, ohne alles zu verändern.“
Mensch und Kultur im Mittelpunkt
Bei SITRA hat man sich dafür entschieden, bei der Entwicklung und Weiterbildung der Mitarbeiter und Führungskräfte anzusetzen sowie der Unternehmenskultur. Eine Entscheidung, die Jürgen van Zwoll, Partner bei der weltweit agierenden Personalberatung Odgers Berndtson, unterstützt:„Die Prozessketten in der Logistik werden immer komplexer, die Ansprüche an dieSteuerung der Systeme höher. Neben Fach-und technologischem Wissen ist zunehmend Kreativität gefragt. Heute geht es nicht mehr allein um die Optimierung von Prozessen, sondern um die Entwicklung von Menschen“, sagt er. „Es geht um die Frage, wie man mehr smarte Leute in die Logistikbranche bekommt. Laut einer Umfrage unter Studenten zählen Transport und Logistik zu den unbeliebtesten Branchen. Gerade einmal drei Prozent sehen hier ihre berufliche Zukunft. Die Branche hat keine gute Reputation, gilt nicht gerade als sexy, wird aber in ihrer Komplexität und Vielseitigkeit unterschätzt.“
Die Suche nach dem perfekten Kandidaten
Defizite sieht van Zwoll auch im Management: „Das aktuelle Management ist den Herausforderungen nicht immer gewachsen. Einige Manager sind nicht in der Lage, über die bestehende Situation hinauszudenken, ein attraktives Bild der Zukunft zu entwerfen und zu realisieren. Doch die Aufgabe ist heute neben der weiteren Optimierung der Supply Chain vielfach die digitale Transformation des Unternehmens. Dafür fehlen manchen Führungskräften Erfahrung und Kompetenz. Hier kommt Odgers Berndtson ins Spiel.“ Das Executive-Search-Unternehmen verstehe sich als Berater und Partner der Unternehmen und der Kandidaten. „Wir schauen uns genau an, wo das Unternehmen steht, welche Erwartungen bestehen und auch, ob es eigene Gewächse gibt, deren Entwicklung möglich ist. Der intensive Austausch mit dem Klienten und kritisches Feedback sind erfolgsentscheidend“, betont van Zwoll. „Der Kunde malt sozusagen ein Abbild seines idealen Kandidaten. Unsere Aufgabe ist es, weit und offen zu denken und uns das Mikrosystem der zu suchenden ‚Trüffel‘ genau anzuschauen. Manchmal kommt der passende Kandidat aus einer anderen Branche mit weiter entwickelten Prozessen. Ein Leiter Digitalisierung oder Business Development muss beispielsweise nicht unbedingt aus der Logistikbranche kommen.“
Unterstützung auf Zeit
Van Zwoll gibt zu, dass es nicht immer einfach ist, kurzfristig den passenden Kandidaten für eine C-Level-Stelle zu finden. Wenn die Zeit drängt oder hochkomplexe Aufgaben anstehen, die spezielle Erfahrung und Kompetenz erfordern oder von kurzer Dauer sind, kommt Berndtson Interim ins Spiel. Geschäftsführer Sascha Hackstein kann auf ein dichtes Netzwerk von Experten und Managern mit Erfahrung und Kompetenz in zahlreichen Bereichen sowie Transformationserfahrung zurückgreifen, die kurzfristig zur Verfügung stehen. „Wir verstehen die Ausgangslage unserer Klienten und definieren mit ihnen zusammen den Handlungsrahmen. Unsere Manager übernehmen zentrale Rollen und Aufgaben, gewinnen durch anerkannte Expertise und Erfahrung schnell die Akzeptanz der Organisation und führen informell durch ihre Vorbildfunktion. Sie geben der Organisation Beispiele und zeigen, wie Veränderung gelingt. Sie vermitteln Sicherheit, überzeugen durch Umsetzungskompetenz und liefern mit ihren Teams verlässlich Ergebnisse“, sagt Hackstein. „Die Logistik ist eine von Fach- und Führungskräften häufig unterschätzte Branche. Interim Management kann die Lücken füllen.“